(A)soziale Medien:
Wie können wir den Dialog retten?
(© Memed_Nurrohmad/Pixabay)
Eigentlich sollte an dieser Stelle ein anderer Blogbeitrag erscheinen. Ein Beitrag über ein Start-up, dessen Unternehmenstraum innerhalb weniger Wochen zerplatze. Warum, das so ist, wurde bereits vielfach erörtert. „Sexismus“ und „fehlende Nachhaltigkeit“ waren nur einige der Kritikpunkte. Die Liste der Vorwürfe ist lang gewesen. Das Unverständnis groß. Noch größer war allerdings der Hass, der den beiden Gründern entgegenschlug. Neben negativen Kommentaren in sozialen Medien hagelte es Wutbriefe und zuletzt sogar Morddrohungen. Schnell wich der unternehmerische Enthusiasmus Angst und Sorgen um die eigene Unversehrtheit und die der ihnen nahestehenden Personen. So kündigte das Unternehmen überraschenderweise seinen sofortigen Marktausstieg an. Wie konnte es nur so weit kommen? Wir betrachten den Fall „Pinky Gloves“ aus der fachlichen Perspektive und fordern eine Debatte um einen verantwortungsvollen Umgang miteinander — auch und vor allem in den sozialen Medien.
1. Konstruktive Kritik anstatt Diffamierung
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Vielen Menschen, auch uns, fällt es manchmal schwer, Kritik anzunehmen. Negatives Feedback fühlt sich nun einmal alles andere als gut an. Wir sind enttäuscht, den Erwartungen unseres Gegenübers nicht entsprochen zu haben, fühlen uns herabgewürdigt und verspüren den Drang, unsere Ideen auf Biegen und Brechen verteidigen zu müssen. Ist das nachvollziehbar? Das ist es sicherlich! Bringt uns das wirklich weiter? Ganz und gar nicht! Denn auch Kritik bietet einen Mehrwert – vorausgesetzt, dass sie konstruktiv ist. Beleidigungen hingegen bewirken genau das Gegenteil.
Wer gemobbt wird, durchläuft mehrere Stationen der Verzweiflung: Orientierungslosigkeit – Wut – Angst gepaart mit Ohnmacht, etwas dagegen unternehmen zu können. Die gefühlte Ausweglosigkeit führt oftmals dazu, dass das Mobbingopfer früher oder später resigniert. Manchen gelingt die Vergangenheitsbewältigung mithilfe von professioneller Unterstützung. Andere wiederrum gehen daran zugrunde, wie der Fall von Kasia Lenhardt Anfang 2021 eindrücklich gezeigt hat. Die junge Frau nahm sich mit gerade einmal 26 Jahren das Leben, als eine riesige Welle der Entrüstung über sie hereinbrach.
Zwar möchten wir hier keine Parallelen ziehen, denn die beiden Unternehmer sind zum Glück wohlauf. Dennoch treiben uns seit der überraschenden Meldung über den Marktausstieg des Start-ups einige Fragen um: Sind wir zu einer Empörungsgesellschaft geworden? Warum fällt es uns so schwer, unsere Argumente unaufgeregt vorzubringen? Und was können wir tun, damit ein zwischenmenschlicher Dialog wieder möglich ist.
2. Empathie ist Trumpf
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Wer sein Gegenüber verstehen will, der sollte sich zunächst einmal im Zuhören üben. Dies ist eine Eigenschaft, die uns allen zunehmend abhandengekommen ist. Kein Wunder, hetzen wir doch von einem Termin zum nächsten! Wenn du deine Zeit einem Menschen schenkst, gewinnst am Ende etwas viel Wertvolleres: die Chance auf eine nachhaltige Beziehung. Ganz gleich, ob im geschäftlichen oder im privaten Kontext: Wir sollten endlich wieder lernen, einander Wertschätzung entgegenzubringen. Immerhin beanspruchen wir diese auch für uns selbst.
Überfordert von der Content-Vielfalt der sozialen Netzwerke vergessen wir häufig, dass hinter den unterhaltsamen Videos und kunstvoll inszenierten Bildern Menschen wie wir selbst stecken. Menschen, denen auch mal Fehler unterlaufen. Umso wichtiger ist es, nicht sofort eine ablehnende Haltung einzunehmen, wenn uns etwas nicht gefällt. Denn eins dürfen wir nicht vergessen: Wir sehen immer nur einen Ausschnitt aus dem Leben dieser Akteur*innen, nicht das ganze Bild.
Deshalb sprechen wir uns für einen wertschätzenden Umgang miteinander aus – selbst dann, wenn die Meinung unseres Gegenübers im Widerspruch zu unserem eigenen Denken steht. Anschuldigungen und Beleidigungen haben keinerlei Bezug zur freien Meinungsäußerung. Ganz im Gegenteil: In den meisten Fällen dienen sie lediglich als ein Ventil für den eigenen Frust.
Besonders hinweisen möchten wir in diesem Zusammenhang auf die Tatsache, dass seelische Gewalt durchaus in der Lage ist, massiven körperlichen Schaden anzurichten. Daher machen wir von „Wortaffin“ uns für eine #gewaltfreiekommunikation stark!
3. Leidenschaft, ohne Leiden zu schaffen
(© Mohamed Hassa/Pixabay)
Emotionen sind das, was uns Menschen ausmacht. Wir befinden uns in einer stetigen Interaktion mit unserer Umgebung. Alles, was in der Außenwelt passiert, hat einen unmittelbaren Einfluss auf unser Fühlen, Denken und Handeln. Kurzum: Wir reagieren auf äußere Sinnesreize – manchmal mit Begeisterung und manchmal auch mit Wut. „Na, dem oder der zeige ich es aber!“, so hallt es bisweilen in unserem Kopf. Und schon haben wir einen abwertenden Kommentar gepostet oder eine negative Bewertung veröffentlicht. Für uns ist die Sache damit erledigt. Wir waren unzufrieden und haben einfach nur unseren Dampf abgelassen. Doch was bewirkt das eigentlich bei der Person, die wir damit in Verruf bringen?
Allein der wirtschaftliche Schaden kann dabei ungeahnte Dimensionen annehmen. Wer außerdem das Persönlichkeitsrecht der bewerteten Dienstleister*innen vorsätzlich durch eine Falschbewertung oder Diffamierung verletzt, handelt rechtswidrig. Und das wiederum kann im schlimmsten Fall sogar zu einer Unterlassungsklage und einem Schadensersatzanspruch führen. Wenn Leidenschaft für bestimmte Themen also Leiden schafft,
gibt es keine Gewinner*innen!
Daher unser Tipp: Solltest du einmal in eine Diskussion verwickelt sein, die den sachlichen Boden zu verlassen droht, steuere einfach mit Fakten dagegen. Ist ein Dialog dennoch nicht möglich, beende das Gespräch am besten ganz höflich. Lass dich niemals auf eine „Schlammschlacht“ ein, damit schadest du dir und deinem Unternehmen!
Fazit: Auch wenn wir Corona-bedingt derzeit alle etwas dünnhäutig sein mögen, sollten wir wenigstens versuchen, einen wertschätzenden Umgang miteinander zu pflegen. Zuhören – verstehen – Lösungen anbieten: dieser Dreischritt funktioniert sowohl online als auch offline.